Ein Biotop für Spirke und Kreuzotter

Ein Biotop für Spirke und Kreuzotter

Die technischen Arbeiten zur Moorrenaturierung im Kerschlacher Forst werden jetzt abgeschlossen.

Die Moorrenaturierung bei Kerschlach ist zwar noch lange nicht abgeschlossen, was die natürliche Entwicklung betrifft. Doch der technische Eingriff des Menschen auf der etwa vier Hektar großen Forstfläche „Brunnhäusl“ soll noch in diesem Monat beendet werden. Am Montag wurde mit dem Raupenbagger die letzte Spundwand in einem Entwässerungsgraben versenkt. Dass aber wieder ein Hochmoor anstelle der vormaligen Baumbestockung herangewachsen ist, „werden wir nicht mehr erleben“, sagt Emil Hudler, der das Projekt leitet. Um einen Millimeter nehme die Torfschicht in einem ungestörten Hochmoor jährlich an Stärke zu, im degeneriertem Brunnhäusl verläuft das Wachstum zunächst sogar noch langsamer. Torf aber bindet klimaschädliches Kohlendioxid viel effektiver als etwa Bäume: „In Deutschland speichern die vier Prozent an Moorfläche genauso viel CO₂ wie die 30 Prozent Wald“, sagt Hudler.

Nach dem Holzeinschlag leitete man den Sommer über die Wiedervernässung der Fläche ein, indem die Wasserläufe durch mehr als 60 Dämme verschlossen wurden. Die Nebengräben ließ der Staatsforstbetrieb mit Rundhölzern verbauen und mit Bodenmaterial zuschütten, bei den vier Hauptgräben und deren Abzweigungen musste man zu einem aufwendigeren Verfahren greifen. Dort wurden Spundwände aus zwei versetzten Lagen von drei Zentimeter starkem, relativ dauerhaftem Lärchenholz eingesetzt.

Etwa 30 dieser drei bis vier Meter breiten Bauwerke aus senkrechten Brettern in einer Stahlverschalung rammten die Baggerführer in die Gräben. Dabei wirkt dieser Vorgang längst nicht so martialisch, wie der Ausdruck suggeriert: Ganz behutsam scheint die Baggerschaufel die Hölzer in den Boden zu versenken. Doch dahinter steckt enorme Kraft: Auf der Schaufel lasten vier oder fünf Tonnen Gewicht des 21 Tonnen schweren Baggers. Anschließend zieht der Baumaschinenführer den Stahlrahmen mit viel Fingerspitzengefühl in die Höhe. Das verbleibende Holzgatter reicht durch die Torfschicht bis zum Mineralboden und ragt knapp über das Erdreich neben dem Graben heraus. Es wird mit einer Bodenschicht überdeckt, damit das Holz unter Luftabschluss langsamer verwittert.

Quelle: Süddeutsche Zeitung Okt. 2020